In der COVID-19-Pandemie haben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte pro Praxis bisher durchschnittlich mehr als 1.000 Euro Sachkosten für Schutzausrüstung aufwenden müssen. Zudem sind pandemiebedingt für die Ärzte und Praxisteams im Schnitt wöchentlich jeweils 2-3 Stunden Mehrarbeit angefallen. Besonders häufig wurden die verstärkte Nutzung von Videosprechstunden und die Änderung im Terminmanagement genannt. Weitere Kostentreiber bei den besonderen Ausgaben im Praxismanagement waren die IT-Kosten sowie die Aufwendungen für die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO): Mehr als 6.000 Euro mussten Praxisinhaber 2019 durchschnittlich für IT ausgeben – das entspricht einer Steigerungsrate von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Das sind die wichtigsten Zwischenergebnisse einer aktuellen Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). „Die deutlichen Mehrkosten, die die Vertragsärztinnen und -ärzte durch das COVID-19-Pandemiemanagement und die Umsetzung der DSGVO schultern müssen, sind derzeit nicht im Orientierungswert abgebildet. Der ambulante Schutzwall, der die Kliniken vor einer Überforderung ihrer Versorgungskapazitäten bewahrt hat, hat standgehalten. Die damit einhergehenden Sonderaufwendungen müssen bei den nun anstehenden Honorarverhandlungen berücksichtigt werden“, forderte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Die angeschriebenen Praxen von Vertragsärztinnen und -ärzten sowie Vertragspsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten können noch bis zum 15. August 2020 an der Befragung teilnehmen. Bislang haben sich rund 1.800 Arztpraxen beteiligt.
KVNO-Umfrage kommt zu ähnlichem Bild
Bereits im Juni hatte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein ihre Mitglieder in einer repräsentativen Umfrage danach gefragt, welche wirtschaftlichen Konsequenzen die Corona-Pandemie bislang für sie hatte und wie die Arbeitsbelastung zugenommen hat. Ergebnis: Die Fallzahlen und Leistungsmengen sind fachgruppenübergreifend um gut ein Viertel zurückgegangen. In fast allen Fachgruppen gibt es vereinzelt Praxen mit einem Rückgang von über 50 Prozent. Bei den Leistungsarten waren bis zum Befragungszeitraum Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, IGe-Leistungen sowie operative
Eingriffe besonders stark zurückgegangen. Für Schutzmaterial und andere Extra-Anschaffungen hatten 92 Prozent der Praxisinhaber zusätzliche Ausgaben – im Schnitt 1.190 Euro.
Die KVNO fragte auch nach den Belastungen des Praxispersonals infolge der Corona-Pandemie. Drei Viertel der Praxen gaben an, Mehrarbeit geleistet zu haben. Beim ärztlichen Personal summierten sich die Überstunden seit Beginn der Corona-Pandemie auf durchschnittlich 33 zusätzliche Arbeitsstunden, beim nicht-ärztlichen Personal auf 21 Stunden.