In der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind erneut die Leistungen der niedergelassenen Vertragsärzte und -psychotherapeuten bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gewürdigt worden. Die Praxen hätten nach Zi-Berechnungen 25 Stunden pro Woche für pandemiebezogene Aufgaben aufgewendet, neben der Regelversorgung. Den größten Aufwand habe dabei das Testen und Beraten verursacht.
KBV-Chef Dr. med. Andreas Gassen bemängelte in seinem Bericht das Fehlen einer „klaren politischen Strategie“ beim Testen. Es müsse mehr anlassbezogen getestet werden – unter besonderer Berücksichtigung von Risikogruppen wie medizinischem Personal, wie es die KV Nordrhein bereits vor Wochen gefordert hat. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass wir Urlauber testen, die sich bewusst für Ferien in einem Risikogebiet entschieden haben, aber all jene, die sich um nachweislich oder möglicherweise infizierte, erkrankte und besonders gefährdete Menschen kümmern, außen vor lassen“, hatte Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, festgestellt.
Die Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Petra Reis-Berkowicz, forderte die Politik auf, die ärztlichen Akteure stärker einzubeziehen. Sie schlug ein „interdisziplinäres Beratergremium“ vor. „Die Niedergelassenen unterstützen das –unter Beteiligung der Vertragsärzte und -psychotherapeuten.“
Mehr impfen – aber nicht in der Apotheke
Ein klares Signal setzte die KBV-VV auch beim Impfen. Die Delegierten schlossen sich einem Antrag an, der das Impfen in Apotheken dezidiert ablehnt. Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, hatte sich schon vor Monaten dazu geäußert, als publik wurde, dass die AOK Rheinland/ Hamburg mit dem Apothekerverband Nordrhein ein entsprechendes Modellprojekt startet: „Aus unserer Sicht ist Impfen eine originär ärztliche Aufgabe – schon alleine aufgrund der für Patientinnen und Patienten möglicherweise entstehenden Risiken. Bei jeder Impfung kann es zu Komplikationen kommen wie etwa allergischen Reaktionen. In solchen Fällen ist unverzügliches ärztliches Notfallhandeln erforderlich, das in einer Apotheke nicht sofort verfügbar ist. Zudem kann am besten der behandelnde (Haus-) Arzt in Kenntnis der Krankheitsgeschichte des Patienten etwaige Risikofaktoren einschätzen.“
Die KV Nordrhein rechnet mit rund 20 Prozent mehr Grippeimpfungen in der kommenden Saison. „Wir werden insbesondere die Angehörigen der Risikogruppen gemäß der STIKO-Empfehlungen zu einer möglichst breiten Impfbeteiligung motivieren – auch, um zu vermeiden, dass die saisonale Influenza die Kapazitäten in Pandemie-Zeiten zusätzlich belastet“, so Bergmann, der auch den seit längerem bestehenden Mangel an Impfstoff zur Pneumokokken-Impfung kritisierte.